Quelle: infranken,de
Der Gewerbeverein "Kaufhaus" Mürscht und der TSV Münnerstadt haben mit Unterstützung der Stadt einen komplexen Lieferservice aufgebaut. Außerdem wurden alle Informationen über Geschäfte und Dienstleistungen gebündelt.
Wegen der Coronakrise rücken die Menschen zusammen, auch wenn sie mindestens anderthalb Meter Abstand halten sollen. Ein besonders schönes Beispiel dafür ist die gemeinsame Aktion des Gewerbevereins "Kaufhaus" Mürscht und des TSV Münnerstadt. Auch die Stadt Münnerstadt unterstützt das Projekt. Neben umfassenden Informationen über Geschäfte und Gaststätten gibt es jetzt auch einen Lieferservice der Geschäfte.
Zwei Listen erstellt
Arno Reuscher, Vorsitzender des Gewerbevereins "Kaufhaus" Mürscht, kann sich über mangelnde Arbeit wie immer nicht beklagen. Einen Kraftakt haben er und seine Mitstreiter jetzt hinter sich. Zwei Listen sind fertiggestellt und auf den Internetseiten der Stadt und des Gewerbevereins sowie in Facebook eingestellt worden. Auf einer sind die aktuellen Öffnungszeiten des Einzelhandels und der Dienstleistungen in Münnerstadt mit den Stadtteilen ersichtlich, auf der anderen die Lieferdienste und Mitnahmemöglichkeiten der Gastronomie. "Und zwar unabhängig davon, ob sie Mitglied im Gewerbeverein sind oder nicht", betont Arno Reuscher. Den Listen können die Kunden entnehmen, wer geschlossen hat und wer offen und wer welche Dienstleistungen anbietet.
Damit stand Arno Reuscher aber nicht allein. "Es ist Wahnsinn, wie uns die Stadt mittlerweile unterstützt", sagt er. Mit Kilian Düring, der "Kreativkraft für Stadtmarketing und Tourismus" sei eine Schnittstelle geschaffen worden, ein Ansprechpartner für den Gewerbeverein. Auch Christine Schikora hat wieder mitgeholfen. "Es ist eine hervorragende Zusammenarbeit", lobt der Vorsitzende.
Dazu gibt es nun noch einen Lieferservice, und da kommt der TSV Münnerstadt ins Spiel.
"Mir war besonders wichtig, dass die Hilfe ordentlich koordiniert abläuft", sagt Johannes Wolf, einer der drei Vorsitzenden beim TSV. "Ich selbst begrüße total die Hilfsbereitschaft ganz vieler Menschen in bestehenden Facebook-Gruppen." Dennoch seien dort eine klare Organisation und Bündelung der Kräfte schwer umsetzbar.
Unkomplizierte Koordination
Als er durch Kilian Düring von der Idee von "Kaufhaus" Mürscht erfuhr, sei er dankbar gewesen, sagt Johannes Wolf. "Die Koordination gemeinsam mit Arno lief total unkompliziert." Ohne die Nachfrage der Hilfebedürftigen ansatzweise abschätzen zu können, habe er es für notwendig erachtet, schnellstmöglich ein Helferteam von mindestens zehn Leuten zu organisieren. "Dass es dann innerhalb weniger Stunden mehr als 20 waren, macht mich umso glücklicher." Fast alle Abteilungen sind unter den Helfern vertreten. Somit konnte er Reuscher grünes Licht geben. "Wir würden uns riesig freuen, wenn wir mit unserer Hilfe zumindest einen ganz kleinen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten können", betont der TSV-Vorsitzende. "Dabei liegt uns neben dem Wohlergehen der Hilfesuchenden auch ganz besonders die Zukunft der Mürschter Geschäfte am Herzen."
Beratungsqualität erhalten
Arno Reuscher bringt noch einen weiteren Aspekt ein. "Uns war wichtig, dass für die Fachgeschäfte die Beratungsqualität erhalten bleibt." Deshalb läuft das Einkaufssystem ein wenig anders in Münnerstadt. Wer auf den Lieferservice zurückgreifen möchte, ruft direkt im jeweiligen Geschäft an. Ein Mitarbeiter des Geschäftes stellt den Einkauf zusammen und kann den Kunden am Telefon dabei beraten. Dann nennt der Mitarbeiter den Preis und fragt den Kunden, wie er bezahlen möchte. Kostet der Einkauf beispielsweise 14 Euro und der Kunde möchte mit einem 20-Euro-Schein bezahlen, wird der Ware ein Umschlag mit sechs Euro beigelegt. Dann meldet das Geschäft in einer Whats-App-Gruppe an Johannes Wolf, wohin die Lieferung gehen soll. "Aus Gründen des Datenschutzes wird in der Gruppe nur der Ort genannt", betont Arno Reuscher.
Dann fragt Johannes Wolf in einer Gruppe, in der alle Helfer vom TSV zusammengefasst sind, wer beispielsweise gerade Zeit und Lust hat, nach Windheim zu fahren. Der Helfer fährt dann in das betreffende Geschäft und holt die Ware ab, wo er auch die genaue Lieferadresse erfährt. Dann liefert er die Ware nebst Wechselgeld unter Einhaltung der Hygienebestimmungen aus und bringt das Geld des Kunden (im Umschlag) anschließend ins Geschäft.
Weil alle teilnehmenden Geschäfte in der Whats-App-Gruppe sind, können so auch Fahrten zusammengelegt werden. Die Stadt hat inzwischen angeboten, ein Fahrzeug für den Lieferdienst zur Verfügung zu stellen. Und noch eine gute Nachricht haben die Akteure: Wenn ein Kunde bis 12 Uhr im Geschäft anruft, versucht das Team, die Ware noch am selben Tag auszuliefern.